Zuerst waren die Minen, um die sich die ersten Häuser siedelten. Arbeiter schürften wertvolle Bodenschätze aus dem Schöntaugebirge und schafften sie auf Boote und Schiffe, die sich in die Ferne aufmachten. Mit den Jahren wuchs die kleine Ansiedlung. Es etablierten sich Märkte und immer mehr Menschen versuchten hier ihr Glück, denn – so sagte man – auf diesen Straßen lag einem der Reichtum zu Füßen. Aus dem Grund erhielt der Ort auch seinen Namen „Rîcduom“, was in der Alten Sprache ursprünglich „reich an Möglichkeiten“ hieß, aber mit der Zeit mit „Reichtum“ gleichgesetzt wurde.
Ein halbes Jahrhundert später stellte der zuständige König eine Urkunde aus und Rîcduom wurde eine Stadt. Sie wuchs und gedieh, so wie Ränkespiele der führenden Machthaber. Regelmäßig musste das Volk Belagerungen über sich ergehen lassen, da verschiedene Interessengruppen ihre Heimat als Beute begehrten. Missmut machte sich breit und der Wunsch nach Unabhängigkeit keimte in den Herzen der Bürger.
Bei einem blutigen Thronwechsel witterte sie eine Gelegenheit. Die beiden Söhne des alten Königs bekämpften sich in fernen Landteilen und zogen immer weiter Streitkräfte nach. So kam es, dass nur noch wenige Soldaten in Rîcduom verweilten. Zu wenige, um die drohende Revolution zu unterbinden. Das Volk erhob sich und vertrieb den Adel, die Verwalter und Abgesandten eines Herren, dem es nicht mehr dienen wollte.
Angesichts dieser Aufsässigkeit, verlor der Kampf um den Thron an Priorität. Die verfeindeten Brüder, vereint in dem Wunsch, Rîcduom im Reich zu halten, beschlossen eine Waffenruhe und gingen gemeinsam gegen die Stadt vor. Wegen der massiven Festung kam ein offener Angriff aber nicht infrage. Den Brüdern blieb nur die Belagerung, und die war die Bevölkerung von Rîcduom gewohnt. Mit unerschütterlicher Gelassenheit zermürbte sie das Heer vor ihren Toren. Von Tag zu Tag wuchs die Unzufriedenheit unter den Soldaten. Die beiden Brüder gaben sich gegenseitig die Schuld für die drohende Niederlage. Ihr Bündnis zerbröckelte zusehends.
Daher zögerten sie nicht lange, als die Revolutionsführer ihnen ein Friedensangebot unterbreiteten. Wenn sie die Unabhängigkeit der Stadt offiziell anerkannten, winkte ihnen eine großzügige Entschädigungssumme. Mit ihr konnten sie sich noch Jahrzehnte um den Thron streiten, was sie auch taten. Doch Gelîvron war geboren, schwang sich als neue Handelsmetropole empor und gewann an Einfluss.
Durch die Universität der zauberhaften Künste, der Hexengilde und der Schule der hohen Bildung wurde Gelîvron zu einem vibrierendem Zentrum der Geistes- und Naturwissenschaften. Es entwickelte sich ein einzigartiges Klima, in dem der Pragmatismus eine fruchtbare Verbindung mit dem Enthusiasmus einging und die Pedanterie möglichst klein gehalten wurde.
In der Bevölkerung vereinen sich neben dem gewöhnlichen Menschen verschiedenste Spezies, darunter Steinmenschen, Nachtsichter oder Weißhaare, und Magier jeder Disziplin.
Die sozialen Verbindungen sind in Gelîvron vielfältig. Bei den Kernfamilien zählt die Verwandtschaft oder die frei gewählte Zugehörigkeit, die durch Adoption oder ähnlichem besiegelt wird. Die Gilden stehen rechtlich über den Kernfamilien und stellen die Gemeinschaft ab dem Erwachsenenalter dar. Wobei die Zugehörigkeit zu den Kernfamilien bestehen bleibt. Gilden sorgen für Arbeit und ein Dach über dem Kopf und haben in dem politischen Leben von Gelîvron erheblichen Einfluss.
Die Macht über die Stadt und die dazugehörigen Ländereien ist in vier Blöcke gespalten. Der Rat kümmert sich um die Gesetze und die Bürokratie, die Justiz um die Rechtsprechung, die Gilden der Polizei und der Soldaten sorgen für ein friedliches und sicheres Zusammenleben und die Gilden der Handwerker und Kaufleute – vertreten in einem eigenen Gremium – halten die Wirtschaft am Laufen.